Wenn Menschen die Strategie nicht verstehen, liegt es vielleicht daran, dass das Framework die Story dominiert.
Strategie-Frameworks sind wertvoll. Sie geben Struktur, fordern das Denken heraus und schaffen im Team eine gemeinsame Sprache – egal ob klassische Strategiepyramide, Flywheel, Wardley Map oder Blue Ocean.
Aber: Macht man sie zum Helden der Geschichte, werden sie zu einem echten Kommunikationshindernis.
Ich sehe regelmäßig Strategiedokumente, die Frameworks, Tools und Methoden ins Zentrum rücken. Die Story beginnt damit, den Framework zu erklären. Warum man es braucht. Wie der Prozess funktioniert. Wie Amazon oder Google es anwenden. Erst dann kommen die eigentlichen Ergebnisse.
Das Problem dabei:
In 90% der Fälle verliert man sein Publikum sofort. Denn dieses interessiert sich nicht für die Methode. Es will Ergebnisse sehen. Es will wissen, was sich ändert und was das für die eigene Arbeit bedeutet. Aus dem Framework heraus zu erzählen, ist wie ein Film, der mit dem Making-of beginnt.
Warum passiert das trotzdem so oft?
Manchmal ist es einfach die Begeisterung des Strategieteams für die Methodik. Häufiger jedoch der unbewusste Versuch, die eigenen Ergebnisse durch die Methode zu legitimieren.
„Das Framework wird von erfolgreichen Unternehmen genutzt, also muss auch unser Ergebnis stimmen.“
Das klingt zunächst logisch. Es ist allerdings ein Zirkelschluss, der ausblendet, dass erfolgreiche Strategiearbeit von vielen Faktoren abhängt: den Menschen, dem Timing, den Ressourcen, der Kultur…
Zugleich schwächt es die Kommunikation.
Den Fokus auf die Methode zu legen, lenkt den Blick von der konkreten Unternehmensrealität auf eine abstrakte Theorieebene. Die Folgen:
– Die Strategie wirkt wie eine akademische Abhandlung. Bevor Mitarbeitende verstehen können, was man sagen will, müssen sie erst das Werkzeug begreifen. Das ist mühsam und wenig inspirierend.
– Das Unternehmensspezifische der Strategie verschwindet. Die Ergebnisse verlieren ihren Kontext, klingen generisch und wenig anschlussfähig.
– Der Rückgriff auf ein Modell signalisiert dem Publikum: Wir vertrauen unseren Ergebnissen nicht, sondern verstecken sie hinter einer vermeintlichen Erfolgsmethode.
Die Lösung lautet: Verbannt die Frameworks konsequent von der Vorderbühne (bzw. den ersten Slides). Fokussiert stattdessen auf die Erkenntnisse aus eurem strategischen Prozess. Erzählt, was ihr herausgefunden habt. Was es für die Organisation bedeutet. Was sich verändert. Warum es jetzt wichtig ist.
Das Framework?
Kommt später. Für alle die es genau wissen wollen. Als Antwort auf die Frage: „Wie seid ihr da hingekommen?“